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Dialog aus der Zeitung Dialog
Linke Zu: Verloren in alten Ritualen; Möhrchen für die Linke - Parteitage der WASG und der Linkspartei (FR S. 3 vom 2. Mai) Man kann der Frankfurter Rundschau wirklich nicht vorwerfen, sie würde zu wenig über die andauernden Streitereien der deutschen Linken berichten. Um sich davon zu überzeugen, braucht man sich nur die beiden ausführlichen Texte zu den Parteitagen der Linkspartei und der WASG am 29./30. April anzusehen. Im Kommentar von Thomas Maron wird zwar eingeräumt, dass "im Gründungsstadium einer Protestpartei ... Richtungskämpfe ... kaum zu vermeiden" seien. Denn "auch die Grünen mussten diese Zeit überstehen". Bei den Delegierten der Linken aber sieht Thomas Maron eine "Ansammlung sozialistischer Ich-AGs" und "Debattierclubs mit west- und ostdeutschem Gepräge". Tröstlich ist dabei, dass Jörg Schindler herausfindet, dass die WASG "einstweilen noch nicht gewillt ist, sich selbst abzuschreiben". Jedenfalls "nach einem Ende des Streits auf der Linken klang das noch nicht" (was Klaus Ernst und Oskar Lafontaine vorgeworfen worden sein soll). Und so dürfen sich die FR-LeserInnen auch in Zukunft auf regelmäßige Klatschspalten über linke Streitereien freuen - etwa dreimal pro Woche, aus besonderen Anlässen auch öfter. Dass die neoliberal orientierten Medien jede Schwierigkeit beim "Parteibildungsprozess" der deutschen Linken erfreut auswalzen - wen wundert es? Dass man dort gründliche Analysen des Diskussionsprozesses vergeblich suchen wird, ist keine Überraschung. Wo ordnet sich die FR, die gerne stolz auf ihre kritischen LeserInnen verweist, dabei ein? Wer eine wirklich informative Kombination aus aktueller Berichterstattung und Hintergrundinformation wünscht, tut gut daran, diese nicht bei Beiträgen wie den oben genannten zu suchen. Sie sind leider nicht weit von Desinformation entfernt. Da ist es immer noch viel besser, sich über ähnliche Ereignisse mit Hilfe des Fernsehkanals Phoenix direkt zu informieren - wenn man genügend Zeit dafür hat. Prof. Dietrich Rabenstein, Hamburg Antwort: Sehr geehrter Herr Rabenstein! Sie haben Recht: Die FR hat zuletzt ausführlich über die Probleme der Fusion zwischen Linkspartei und WASG berichtet. Dass wir diese "erfreut auswalzen" - wie nicht nur Sie beklagen -, vermag ich jedoch beim besten Willen nicht zu erkennen. Die FR hat vor der Bundestagswahl und noch lange danach ausführlich die programmatischen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten beider Parteien dargestellt. In dem Maße jedoch, in dem der interne Streit überhand nahm, haben auch wir diesen in den Fokus der Berichterstattung gerückt. Mit gutem Grund: Welchen Sinn ergibt es, über die inhaltlichen Vorstellungen einer künftigen Partei zu debattieren, wenn diese bereits auf dem Weg zur Gründung scheitern sollte? Sie fragen, wo sich die FR in dieser Diskussion einordnet. Nun, da gibt es auch innerhalb der Redaktion durchaus unterschiedliche Ansichten. Ich für meinen Teil habe bereits deutlich gemacht, dass ich die Gründung einer neuen linken Partei durchaus für sinnvoll halte. Das aber nur, wenn diese neue Partei mehr ist als Ex-PDS plus West-Prominenz. Und wenn sie rechtzeitig erkennen sollte, dass der politische Gegner nicht in den eigenen Reihen, sondern rechts davon sitzt, und sich entsprechend inhaltlich positioniert. Dazu stehe ich. Nach wie vor. Herzliche Grüße! Jörg Schindler, FR-Korrespondent, Büro Berlin |
Dokumentarist - 10. Mai, 07:48